Tiefes Tal
Rundwanderung
Wegbeschreibung
Tiefes Tal | Rundwanderung
Länge: ca. 8 km
Dauer: ca. 3 Stunden
Ausrüstung: festes Schuhwerk
Schwierigkeitsgrad: mittel
Streckenprofil:
gut begehbare und naturbelassene Wald- und Feldwege
Barrierefreiheit: nicht barrierefrei
Markierung: gelbes Dreieck auf weißem Grund
Start: Rathaus am Markt
KURZBESCHREIBUNG
Die Rundwanderung führt über den Burg- und Mühlberg hinab in das schöne Tiefe Tal.
An den einzelnen Stationen erleben wir Geschichte aus vergangenen Tagen Rastenbergs, gemischt mit geheimnisvollen Sagen und Volkserzählungen.
Ein besonderes Augenmerk gilt auf dieser Wanderung dem Tiefen Tal. Das Tal wird an seinem Fuße von dem lieblich mäandernden Harschbach bestimmt. Der Auenwald bietet zu jeder Jahreszeit schönste Eindrücke, hier lässt sich die Natur auf besondere Art und Weise ganz nah erleben.
Der Rückweg führt über die sogenannte Ulrichs-Ruh. Von hier eröffnet sich bei gutem Wetter der Blick bis hin zum Ettersberg bei Weimar.
Wir beginnen unsere Wanderung am Rathaus. Der Weg führt 150 m die Mühlstraße entlang, vor uns erhebt sich der Burgberg.
RASPENBURG. Um den Burghügel hatten sich die Häuser Rastenbergs geschart und die Bewohner Schutz gesucht. Scherbenfunde bestätigten die Vermutung einer vorgeschichtlichen Wallburg an diesem Standort.
Der Bau der Raspenburg auf dem Burgberg fällt wahrscheinlich in die Jahre 1070-1078. Über die Historie der Burg gibt es aus den ersten Jahrzehnten widersprüchliche Angaben. Offen bleibt, ob die Erbauer der Burg die Söhne Ludwig des Bärtigen, Ludwig des Springers oder dessen Bruders Heinrich Raspe (d. h. der Rauhe), waren. Ab dem Jahr 1252 sind die Besitzer der Raspenburg bezeugt. In dem ersten schriftlichen Zeugnis über Rastenberg aus diesem Jahr werden zwei Brüder «Heinrich und Albert von Raspenberck» genannt.
Die Burg lag nahe der „Via Regia“, der Handelsstraße Erfurt-Naumburg, und verkam im Laufe der Zeit zu einem üblen Raubritternest. Sie wurde deshalb 1321 durch Landgraf Friedrich (den Gebissenen) mit Hilfe der Mühlhäuser und Erfurter Kaufleute zerstört.
Heute ist vom Gemäuer nur noch ein Rest des Bergfriedes zu sehen. Er misst 32 m im Umfang und hat eine 2,5 m starke Mauer.
Rechts neben dem Bäcker geht es den Burgstieg hinauf, am Hundehügel legen wir eine kleine Pause ein und genießen den schönen Blick über die Stadt.
DER BURGHUND. Einst ein treuer Begleiter auf vielen Beutezügen des Raubgesindels, blieb der Hund nach ihrer Vertreibung und der Zerstörung der Burg hier ganz allein zurück.
Er ist ein großes schwarzes Tier mit zottigem Fell. Nach wie vor macht der Hund während der Nacht seine Runde um den Berg und wartet auf die Rückkehr der wilden Gesellen – als müsse er die Trümmer der Burg bewachen. Zur Mitternachtsstunde kam er auf den Hundehügel. Von hier, auf halbem Wege zum Bache, hatte er über das Land, bis hin zur Furt des Wasserlaufes eine gute Sicht. Doch die vielen Jahre des vergeblichen Wartens brachen dem stolzen Tier das Herz. Ab und an dreht sein Geist bei Vollmond um Mitternacht und im Schutze der Dunkelheit seine Runde um den Berg und leise ist dabei sein Wimmern zu hören.
Weiter führt unser Weg durch den Halsgraben (der Durchgang wurde künstlich angelegt und gehörte zur Wehranlage der Burg) am Burgberg vorbei in Richtung Almose.
Auf der linken Seite ragt der Fuchsturm empor. Von hier haben wir einen herrlichen Blick auf Teile des Thüringer Beckens mit seinen fruchtbaren Böden. Bei guter Sicht ist der Glockenturm der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar zu sehen, oft sogar in westlicher Richtung auch der 916 m hohe Inselsberg im Thüringer Wald.
Unterhalb des Fuchsturmes gibt es einen interessanten geologischen Aufschluss der Finnestörung. Hier wurden Wellenkalk und mittlerer Buntsandstein überkippt und auf unteren bzw. mittleren Muschelkalk sowie untere Keuperschichten überschoben.
Der Wanderweg führt weiter über die Almose und taucht in einen schönen Laubwald ein.
ALMOSE. Der Name Almose hat mit Almosen, die man Bettlern gibt, nichts zu tun. Ein mittelalterlicher Stadtschreiber wusste bei der Eintragung in das Register mit dem germanischen Begriff „Almende“ (als Almende Land bezeichnete man im frühen Mittelalter eine von allen genutzte Viehweide) nichts anzufangen. Kirchliche Almosen waren ihm geläufiger und so wurde aus dem Almende Land die heutige Almose.
Um 1500 ging die Almose in den Besitz des Adels; von da an wechselte der Eigentümer häufig. In den Jahren 1921-22 baute die Kali-Gewerkschaft auf der Almose einige Doppelhäuser für Mitarbeiter.
Den Hinweisschildern folgend, biegen wir auf der höchsten Erhebung des Weges (312 m über NN) nach rechts zur Jagdhütte ab.
Hinweis: Abseits vom eigentlichen Wanderweg, ca. 300 m hinter der Jagdhütte, auf der rechten Seite liegen die „Drei Kreuze“.
STEINKREUZE. Über die Errichtungszeit und Herkunft der Steinkreuze sind keine Details bekannt. Bei den Steinkreuzen kann es sich um eine Kultstätte oder um Sühnesteine handeln.
Das malteserkreuzförmige Steindenkmal und das Mittelkreuz sind Originale, jedoch ohne jede Zuordnung.
Auf dem mittleren Kreuz ist am unteren Teil des Schaftes eine vor einem Pult kniende Frau zu erkennen. Die Ritzzeichnung ist schon sehr stark verwittert.
Das linke Kreuz wurde im Jahre 1938 neu gefertigt und hier aufgestellt, weil das ursprüngliche Kreuz gegen 1919 verschwunden ist.
Im Volksmund kursieren mehrere Sagen um die Kreuze. Nach einer Sage soll hier ein Fleischergeselle zwei Saubacher Mädchen wegen ihres Schmuckes erschlagen und beraubt haben.
Nach einer anderen Sage habe ein eifersüchtiger Fleischer eine Mutter und deren Tochter erschlagen, weil ihn das Mädchen abgewiesen hatte.
Der Weg führt durch schöne Buchenbestände weiter zur Kirchenallee – eine breite befestigte Forststraße.
Wir überqueren die Kirchenallee und wandern der Markierung folgend zum ehemaligen Bahnviadukt. Die einstige Überführung gehörte zur Anschlussbahn des Rastenberger Kalischachtes, der 1925 stillgelegt und abgebaut wurde. An dem Kreuzungspunkt hinter dem Viadukt biegen wir rechts ab und wandern die Tiefe Tal-Straße entlang.
Hinweis: Direkt von der Kreuzung aus führt ein versteckter schmaler Pfad zu einer über 400-jährigen Eiche, der sogenannten Brauteiche.
DIE BRAUTEICHE im Tiefen Tal in Rastenberg zählt zu den ältesten und schönsten Bäumen Thüringens. Ihr Umfang – gemessen in einem Meter Höhe – beträgt etwa sechs Meter, der Durchmesser etwa zwei Meter. Ihr Alter wird auf über 400 Jahre geschätzt.
Der Name lässt die Vermutung an einen alten Brauch aufkommen.
Es heißt: Junge Mädchen, welche in der Osternacht den Baum aufsuchten und auf dem Wege zur Brauteiche an ihren heimlichen Geliebten dachten, die Eiche umtanzten und aus einer nahe gelegenen Quelle Osterwasser schöpften und in Krügen mit nach Hause nahmen, bekamen ihren Traummann.
TIEFES TAL. Dieses Gebiet mit seinen Eschen, Eichen und Erlen bildet einen typischen Auenwald. Dieser wurde 1983 zum Flächennaturdenkmal ernannt. Damit sind die noch ursprüngliche Mäanderbildung des Harschbaches und der Auenwald unter besonderen Schutz gestellt.
Sehr reizvoll ist diese Wanderung im Frühjahr, wenn überall das junge Grün hervorbricht und die geschützten Waldgoldsterne, Märzenbecher und Schlüsselblumen blühen.
Wir kommen an einem Wiesental mit mehreren Fischteichen vorbei, die zur Aufzucht von Karpfen und Forellen angelegt wurden. Dort verlassen wir den Wald und nach ca. 100 m gehen wir scharf rechts an den Viehweiden entlang, um einen schönen, im Wald verlaufenden Weg mit Blick auf das sattgrüne Weideland zu folgen.
Wir treffen auf eine Forststraße (Kirchenallee, Tauhardter Straße), halten uns links und wandern bis zu einer großen Linde am Ende des Waldes. Hier führt der Weg rechts weiter zur „Ulrichs Ruh“ (Gedenken an Oberförster Ulrich, † 1900). Bei guter Sicht belohnt ein schöner Blick bis zum Ettersberg bei Weimar. Davor liegen Buttstädt und Hardisleben im Thüringer Becken.
Der Wanderweg verläuft am Rastenberger Friedhof vorbei ins Stadtgebiet. Rechts der Ritterstraße folgend erreichen wir wieder den Marktplatz, den Ausgangspunkt.