Streitholz


Grabhügelgruppen

Im Streitholz nordwestlich von Rastenberg sind mehrere Grabhügel erhalten, die vermutlich in die Bronzezeit datieren. Es handelt sich um zwei Gruppen, die etwa 200 m voneinander entfernt liegen. Die erste Gruppe setzte sich 1970 aus sechs Grabhügeln zusammen, von denen heute noch fünf sichtbar sind. Die Hügel erreichen etwa 1,5 m Höhe und Durchmesser von 10-18 m. Zur zweiten etwas weiter nördlich gelegenen Gruppe gehörten ursprünglich mindestens zwei Grabhügel von noch bis zu 2,50 m Höhe und Durchmessern von 12-15 m.  

Mangels gut dokumentierter Untersuchungen bleibt die genaue Datierung dieser aufwändigen Bestattungen unklar. Plausibel erscheint eine Anlage der Grabhügel in der Bronzezeit, vermutlich im zweiten vorchristlichen Jahrtausend. Eine Nutzung des Areals ist zumindest für die Spätbronzezeit zwischen 1250 und 800 v. Chr. belegbar, aus der ein nicht mehr genau lokalisierbarer Verwahrfund von zwei bronzenen Lappenbeilen stammt. Ähnliche Lappenbeile wurden zusammen mit einem Armring, einer Lanzenspitze mit verzierter Tülle und drei Knopfsicheln auf der Almose entdeckt.  Bei dieser zeittypischen Art von Horten handelt es sich meist um Weihegaben an höhere Mächte, deren Gunst man sich mittels dieser Geschenke erbat. 

In den Jahren 1969 und 1970 wurden bei Grabungen durch den Forstingenieur Heinz Becker eine Steinpackung von 6 m Durchmesser in einem der Hügel freigelegt. Reste von Bestattungen oder datierbares Fundmaterial konnten dabei nicht identifiziert werden. Am Rande des Grabhügels fand Becker allerdings ein Bündel aus Eisengeräten und –waffen, die vermutlich in der Eisenzeit nachträglich in den Hügelfuß eingegraben worden waren. Zu den Geräten zählen Scheren, eine Pflugscharbewehrung, ein Tüllenmeißel und ein Stechbeitel, zu den Waffenresten u. a. ein Lanzenschuh. Die Funde können im Museum für Ur- und Frühgeschichte Weimar besichtigt werden. 

Wallanlage 

Die Ostspitze des Streitberges wurde durch zwei parallel verlaufende Wälle mit vorgelagerten Gräben in nord-südlicher Richtung abgetrennt. Diese Anlagen lassen eine befestigte, vor- oder frühgeschichtliche Spornsiedlung vermuten, allerdings fehlen zur Bestätigung dieser Annahme bislang sicher datierbare Funde. Zum Einen ist analog zu den Grabhügeln im Streitholz eine bronzezeitliche, zum Anderen aber – möglicherweise als Pendant zur Raspenburg – eine mittelalterliche Zeitstellung der Wälle möglich. Die Wälle weisen Abstände von 60-80 m zueinander auf und sind bis zu einer Länge von 250 m erhalten. Weiter westlich verlaufen weitere ähnliche Strukturen, die allerdings von Wegetrassen stammen und auch die westlichere der beiden vor- oder frühgeschichtlichen Wall-Graben-Anlagen wurde massiv in jüngerer Zeit überprägt, als Weg genutzt und ausgebaut. Auch die Datierung dieser Wegesysteme ist mangels Fundmaterial weitestgehend ungeklärt, viele von ihnen wurden allerdings noch bis in die jüngste Vergangenheit begangen und befahren.

Textentwürfe
Dr. Robert Knechtel
Gebietsreferent Nordthüringen, TLDA, Weimar

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Eine kleine Enzyklopädie zur Stadt Rastenberg, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Der Name Raspedia setzt sich aus "Rastenberg" und „Encyclopedia“ (englisch Enzyklopädie) zusammen.