Naturlehrpfad

Rundwanderweg

Wegbeschreibung 

Länge: ca. 9,5 km
Dauer: ca. 3,5 Stunden
Ausrüstung: festes Schuhwerk 
Schwierigkeitsgrad: mittel
Streckenprofil:
Gut begehbare Waldwege, mit Kinderwagen nur für sportlich ambitionierte Wanderer
Barrierefreiheit: nein
Markierung: mit schrägem grünem Balken
Start: Markt, Rastenberg


KURZBESCHREIBUNG

Der 1957 erschlossene Heimatkundliche Lehrpfad ist der wichtigste und interessanteste Wanderweg Rastenbergs.

Mit einer Länge von ca. 9,5 km umschließt er den Ort von allen Seiten. Auf ihm begegnet uns eine Fülle von geschichtlichen, geologischen und botanischen Besonderheiten. 
Der Einstieg zu dieser Wanderung ist am Rathaus, Markt 1 in Rastenberg.

In den letzten Jahren ist der Pfad leider stark vernachlässigt worden. Zurzeit gibt es verstärkte Bestrebungen, den Lehrpfad wieder in seiner gewohnten Qualität entstehen zu lassen.

Trotz dieses Umstandes ist die Wanderung eine klare Empfehlung.


Der Lehrpfad beginnt am Rathaus und führt entlang der alten Stadtmauer bis zum Kapellenberg.

Dieser, der Finne vorgelagerte Gips-Keuper-Hügel, ist bedeckt mit pleistozänen Sanden, Kiesen und Löß. Die sonnigen warmen Hänge trugen ursprünglich Steppenheide, d. h. Steppenpflanzen, die bis auf wenige Arten im Laufe der Zeit verschwanden. Zu sehen sind noch Odermennig, Hügelmeister, Wollkratzdistel in prächtigen Exemplaren, bunte Kronwicke, wilde Karde, Kugeldisteln und Feldmannstreu.
Die Funde des Kapellenberges reichen weit in vorgeschichtliche Zeiten zurück. Bevor die Lossa ihren Durchbruch durch die Finne schuf, floss in präglazialer Zeit (Voreiszeit) die Ur-Ilm in entgegengesetzter Fließrichtung über die Finne und hinterließ am Kapellenberg ihren Sand und Schotter.
Als die Finne herausgehoben wurde, sägte sich eine neue Fließlinie, die Lossa, ein und schuf das Durchbruchstal, das heutige Mühltal.

Auf dem Kapellenberg angekommen fallen die großen Linden auf.

UNTER DEN LINDEN. In der Zeit der Christianisierung stand am Kapellenberg wahrscheinlich eine kleine Mönchskapelle. Flurnamen wie Klösterchen, Mönchsgarten, Mönchsacker und Mönchsborn deuten darauf hin.

In unmittelbarer Nähe des heutigen Friedhofes stand die um 1550 verfallene, älteste Kirche Rastenbergs, die Kilians-Kirche. Am Kilianstag wurde unter den Linden auf dem Berg getanzt – daher noch heute der Name Tanzplatz. Das ist der Ursprung des heutigen Kirschfestes.
In vorgeschichtlicher Zeit waren Kapellenberg, Burghügel und Streitholz bereits von Menschen besiedelt, dafür gibt es Sachzeugnisse.
Unser Blick vom Berg wird nach Süden und Südwesten hin durch die Aufsattelung von Muschelkalk des Ettersberges bei Weimar, des Steigers bei Erfurt und des Großen Inselsberges im Thüringer Wald begrenzt.
Wir setzen unseren Weg auf dem Lehrpfad am Feldrand entlang fort und erreichen nach 500 m den Wald. Am Pfarrgarten fällt der gesunde frohwüchsige Eichen-Hainbuchen-Wald ins Auge. Er ist auch von Rotbuche, Bergahorn, alten Linden in prächtiger Baumgestalt und Feldahorn besiedelt. Da viel Unterholz vorhanden ist, beheimatet der Wald viele Vogelarten. Auch die Sängerkönigin, die Nachtigall, ist hier anzutreffen. Die alten Linden weisen zahlreiche Brutplätze für Höhlenbrüter aus.
An Bodenpflanzen finden wir hier Märzenbecher, Buschwindröschen, Leberblümchen, Aronstab, Lerchensporn, Goldnessel, Türkenbund-Lilie, Salomonssiegel, Lungenkraut und das Kleinblütige Springkraut, welches aus Asien als Gartenpflanze eingeführt wurde und verwilderte. Infolge seiner großen Lebenskraft verdrängt es mehr und mehr die einheimische Flora.
Herrlich ist aber auch der Anblick der über dem Rastenberger Waldgebiet schwebenden und hier horstenden Taggreife, wie Roter Milan und Bussard. Artenreich ist das, den Waldmantel bildende Gesträuch: Hasel, Wildrose, Liguster, Schlehe, Weißdorn, Wolliger Schneeball, Hartriegel, Pfaffenhütchen, Kreuzdorn, Himbeere und Brombeere.

Nach dem Wald führt unser Pfad vorbei an der Oster-Wiese und dem Steinbruch am Ratsweinberg.

WEIN UND WAID. Alte Steuerlisten belegen, dass hier Weinberge, Hopfengärten und ein Waid-(Färberwaid) Garten bestanden. Nach dem 30-jährigen Krieg hat man dieses Gelände vor dem Wald nicht wieder bebaut.

Die wüsten Weinberge sind zur Steppenheide geworden. Es dominiert eine Pflanzengesellschaft wärmeliebender Arten von östlicher und südöstlicher Hauptverbreitung, die nur auf wildem, d. h. kulturfreiem Boden wächst.
In Begleitung der Ästigen Graslilie finden wir: Weinrose, Wollige Schafgarbe, Bärenschote oder Tragant, Sichelhasenohr, Bunte Kronwicke, Mannstreudistel, Sonnenröschen, Behaartes Habichtskraut, Wiesenlein, Kleine Bibernelle, Kleiner Wiesenknopf, Gemeiner Thymian und andere. Der dahinter sich aufbauende Laubwald, wiederum Eichen-Hainbuchen-Wald, besitzt in seiner Vorgehölzzone noch eine Reihe von Steppenpflanzen.
Am Fuchsturm angekommen, stehen wir vor einem geologischen Aufschluss der Finne-
störung. Wellenkalk, Röt und mittlerer Buntsandstein sind überkippt und auf unteren sowie mittleren Muschelkalk – nebst eingemuldeten oberen Muschelkalk- und Keuperschichten – überschoben.
Als nächste Station erreichen wir den Burghügel.

IM SCHUTZ DER BURG. Um den Burghügel hatten sich die Häuser Rastenbergs geschart und die Bewohner Schutz gesucht. Scherbenfunde bestätigten die Vermutung einer vorgeschichtlichen Wallburg an diesem Standort.

Charakteristisch sind in diesem Terrain zwei Pflanzen: die Rauhaarige Gänsekresse und das Eisenkraut, das als Heil- und Zauberpflanze seit alters her bekannt ist.

In der Röhrenfahrt achten wir auf den Aufschluss mit ziegelrotem Buntsandstein. Seine Bänke sind steil aufgerichtet, teilweise überkippt, überschoben und zerklüftet. Wieder erkennen wir in dieser Gesteinslagerung die Wirkung der Finnestörung.

Vor der „Stiftung Finneck“ wandern wir nach links in das Streitholz und folgen dem Rinnsal „Dieborn“ durch den Eichenmischwald.
Am nördlichen Saum des Streitholzes laufend, liegt vor uns das Finne-Plateau, die hermandurische Scholle mit den Heideäckern.

WÜSTUNG ORLIS. Die Heideäcker werden schon seit 1727 als selbstständige Flur mit Ober-, Mittel- und Unterflur genannt. Diese Dreiteilung mit der Dreifelderwirtschaft verblieb auch bei der Separation von 1870 bis 1880. Vermutlich handelt es sich um die Flur des verwüsteten Dorfes Orlis (1727 Orlex, dann Orlix genannt).

Einen schönen Blick genießen wir in Richtung Schafau und Bachra mit Stausee. Auf unserem Gang am Steinbruch vorbei in Richtung Streitholz kommen wir an herrlichen Altbäumen, wie z. B. Elsbeerbäumen vorüber.

Auf dem Weg zur „Schönen Aussicht“ passieren wir bronzezeitliche Hügelgräber.

ACHT HÜGELGRÄBER. Diese Grabanlagen sind mit der im Streitholz vorhandenen Fluchtburg gleichaltrig – 1500 v. u. Z.
Die Hügelgräber sind in unterschiedlicher Größe vorhanden. Nachgewiesene Weiheopfer germanischer Bauern (vermutlich um die Zeitenwende) belegen, dass diese Gräber über Jahrhunderte als Opferplätze angesehen wurden.

Kurz vor dem Rondell durchqueren wir zwei gut sichtbare Wallgrabenreste einer bronzezeitlichen Fluchtburg – um 1500 v. u. Z.

DIE FLUCHTBURG. Die Burg war auf dem Bergrücken, der fast an drei Seiten steil zur Lossa abfällt, äußerst günstig gelegen. Auch waren in vorgeschichtlichen Zeiten die Flusstäler meist stark versumpft. Oberflächenfunde sprechen für diesen Gedanken.

Wir gehen weiter auf einem schönen Weg in Richtung Stadt, wo der Wanderweg endet.