Die Echte Mehlbeere (Sorbus aria s. str.), auch Gewöhnliche Mehlbeere genannt, gehört zur Gattung der Mehlbeeren(Sorbus) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie ist die Hauptart der Untergattung Aria und besitzt einen diploiden Chromosomensatz. Die Vermehrung erfolgt sexuell, und mit Ausnahme von Sorbus domestica kann sie mit anderen Hauptarten fertile Bastarde bilden.
Der Name „Mehlbeere“ stammt vermutlich daher, dass die Früchte früher getrocknet und dem Brotmehl beigemischt wurden. Historische Bezeichnungen sind unter anderem Arolsbeere, Mehlbaum und Silberbaum. Die Echte Mehlbeerewurde als Baum des Jahres 2024 ausgezeichnet.
@Titelbild: Echte Mehlbeere | Von Steffen Hammel – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=98173900
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Ausführliche Beschreibung
Die Echte Mehlbeere (Sorbus aria s. str.), auch als Gewöhnliche Mehlbeere bezeichnet, gehört zur Gattung der Mehlbeeren (Sorbus) und zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie stellt die Hauptart der Untergattung Aria dar und zeichnet sich durch einen diploiden Chromosomensatz aus, wodurch ihre Vermehrung sexuell erfolgt. Eine Besonderheit dieser Art ist, dass sie – abgesehen von Sorbus domestica – mit anderen Hauptarten der Untergattungen von Sorbus fertile primäre Bastarde bilden kann.
Der Trivialname „Mehlbeere“ rührt vermutlich daher, dass die reifen, getrockneten Früchte früher dem Brotmehl beigemischt wurden, um den Teig zu strecken oder geschmacklich zu verfeinern. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene lokale Bezeichnungen für die Pflanze, darunter Arolsbeere, Mehlbirne, Mehlbaum, Silberbaum, Adlersbeere, Arbutenbeere, Elzbeere, Spierling sowie Frauenbirle oder Fliederbaum. Diese Namen spiegeln die lange kulturelle Bedeutung der Mehlbeere wider, insbesondere in ländlichen Gebieten.
Die Echte Mehlbeere wurde zum Baum des Jahres 2024 ernannt und damit als besonders wertvolle und schützenswerte Pflanze hervorgehoben.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Echte Mehlbeere wächst meist als mittelgroßer, laubabwerfender Baum und erreicht in der Regel eine Höhe von über 10 Metern. Unter günstigen Bedingungen können Exemplare jedoch auch Höhen von über 20 Metern erreichen. Der Stammdurchmesser variiert zwischen 50 und 80 Zentimetern, und einige Bäume können ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen. Neben der Baumform kann die Mehlbeere in felsigen Regionen oder nach Stockhieb auch strauchförmig wachsen. Sie bildet ein tiefreichendes Wurzelsystem aus und weist eine charakteristische, schwarzgraue Borke mit weißen Flecken auf. Im Laufe der Zeit entwickelt die Borke Längsrisse, bleibt aber über weite Lebensabschnitte glatt.
Die Krone der Echten Mehlbeere ist dicht belaubt, und die jungen, glänzend braunroten Zweige sind zunächst dicht grauweiß-filzig behaart, verkahlen aber später. Die wechselständigen Laubblätter besitzen eine eiförmig-elliptische bis länglich-lanzettliche Form und eine Größe von etwa 5 bis 12 Zentimetern Länge und 5 bis 9 Zentimetern Breite. Die Blattoberseite ist dunkelgrün und anfangs filzig behaart, verkahlt jedoch im Verlauf der Vegetationsperiode, während die Unterseite eine markant weißfilzige Behaarung aufweist.
Generative Merkmale
Die Blütezeit der Echten Mehlbeere reicht von Mai bis Juni. Die duftenden weißen Blüten sind in halbkugeligen Scheindolden angeordnet, die eine Breite von 7 bis 12 Zentimetern erreichen. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch, fünfzählig und haben einen Durchmesser von 10 bis 15 Millimetern. Die Kronblätter sind weiß und leicht wollig-filzig, während die 20 Staubblätter mit cremefarbenen Staubbeuteln weit aus der Blüte herausragen.
Ab August reifen die kleinen, gelb- bis scharlachroten, eiförmig-kugeligen Früchte, die wie winzige Äpfel aussehen und etwa 1,5 Zentimeter groß sind. Die Fruchtreife erstreckt sich bis in den Herbst, und die Früchte bleiben oft bis in den Winter hinein am Baum hängen.
Ökologie
Die Echte Mehlbeere gilt als konkurrenzschwache Art und wächst daher meist in gemischten Beständen mit anderen Baumarten, insbesondere in sonnigen Eichen- und Buchenwäldern, Trockengebüschen oder an felsigen Standorten. Ihre Wurzeln sind ektotroph mykorrhizierend, was bedeutet, dass sie mit Pilzen in Symbiose leben und dadurch Nährstoffe besser aufnehmen können.
Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch Insekten, da die Blüten als nektarführende Scheibenblumen ausgebildet sind. Die Art ist eine wertvolle Bienenweide. Ihre Vermehrung erfolgt sowohl sexuell als auch apomiktisch, d. h. die Pflanze kann sich auch ohne Befruchtung fortpflanzen. Die Früchte reifen im September und Oktober und bleiben häufig bis zum Winter am Baum hängen, wodurch sie Tieren als Nahrungsquelle dienen.
Vorkommen
Die Echte Mehlbeere ist in West-, Mittel- und Südeuropa weit verbreitet, fehlt jedoch in Nordeuropa und Teilen Südosteuropas. Sie bevorzugt trockene, kalkreiche Böden und gedeiht besonders gut an sonnigen, warmen Standorten. In den Allgäuer Alpen steigt sie in Höhenlagen von bis zu 1600 Metern auf, wobei sie in höheren Lagen eher strauchförmig wächst.
Nach der Ellenberg-Zahl wird die Echte Mehlbeere als mäßig wärmezeigende Art eingestuft, die schwach saure bis schwach basische Böden bevorzugt und an stickstoffarmen Standorten vorkommt. Sie tritt häufig in Gesellschaft von trockenheitsertragenden Eichenmischwäldern oder in subalpinen Hochstaudengebüschen auf.
Verwendung
Historisch gesehen war der Nutzen der Echten Mehlbeere vielfältig, obwohl ihre Bedeutung im Vergleich zu anderen Sorbus-Arten eher gering bewertet wird. Die fade schmeckenden Früchte wurden früher zur Herstellung von Branntwein oder Essig verwendet. Auch wurden sie manchmal zu einem süßlichen Brot verbacken, indem sie gemahlen und mit Mehl vermischt wurden. In der Volksmedizin fanden die Früchte in Gebirgsregionen Anwendung bei Husten, Durchfall und Katarrh. Sie dienten zudem als Futter für Schweine und anderes Vieh.
Das Holz der Echten Mehlbeere ist relativ hell und mittelschwer. Es zeichnet sich durch große Härte und Zähigkeit aus, schrumpft beim Trocknen jedoch stark. Aufgrund seiner Festigkeit und Wetterbeständigkeit wurde es lokal für Drechsel- und Schnitzarbeiten sowie zur Herstellung von Werkzeugstielen oder Fassdauben verwendet. In Parks und Gartenanlagen wird die Echte Mehlbeere auch als Zierbaum geschätzt.
Fazit
Die Echte Mehlbeere (Sorbus aria s. str.) ist eine ökologisch wertvolle, wenn auch konkurrenzschwache Baumart, die vor allem in gemischten Beständen vorkommt und in Europa weit verbreitet ist. Ihre historischen Verwendungen als Nahrungsmittel, Heilpflanze und Holzlieferant zeugen von ihrer Vielseitigkeit. Mit der Wahl zum Baum des Jahres 2024 wird ihr Wert für die heimische Flora und Fauna erneut in den Fokus gerückt.
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