Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos), auch Großblättrige Linde genannt, ist ein hoher, langlebiger Baum mit einer breiten Krone und dichten, behaarten Blättern. Sie blüht im Juni und ist für Bienen eine wichtige Nektarquelle. Der Baum wächst vor allem in Mittel- und Südeuropa, bevorzugt schuttreiche Hanglagen und kann bis zu 1000 Jahre alt werden. Neben ihrer Rolle als Nahrungsquelle für Insekten wird die Sommerlinde auch kulturell und wirtschaftlich geschätzt.
Ihr Holz wird für Schnitzarbeiten und Bildhauerei verwendet, die Blüten in der Pflanzenheilkunde bei Erkältungen. In der Kultur gilt sie als Symbol für Heimat, Gastfreundschaft und Liebe. Viele berühmte alte Lindenbäume dienen als Naturdenkmäler, und der Baum steht oft im Mittelpunkt dörflicher Feste und Versammlungen.
@Titelbild: Sommerlinde | Von 3268zauber – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6866743
GeoPfad Rastenberg | Flora | Sommerlinde @ Wikipedia
Ausführliche Beschreibung
Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos), auch bekannt als Großblättrige Linde, ist ein sommergrüner Baum, der zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) und zur Gattung der Linden (Tilia) gehört. Diese Baumart ist in Europa weit verbreitet und wird sowohl in der Natur als auch in Kulturlandschaften wie Parks und Alleen geschätzt. Die Sommerlinde ist besonders durch ihre breit ausladende Krone und die große ökonomische und kulturelle Bedeutung bekannt. Im Folgenden findest du eine detaillierte Beschreibung verschiedener Aspekte der Sommerlinde:
1. Beschreibung
1.1. Vegetative Merkmale
Die Sommerlinde kann eine Wuchshöhe von bis zu 30 Metern erreichen, in seltenen Fällen sogar 40 Meter. Der Stammumfang kann über 9 Meter betragen. Typisch ist die hochgewölbte Krone mit steil aufsteigenden Ästen, wobei junge Bäume oft eine halbkugelige Krone ausbilden. Die Borke des Baumes ist längsrissig und blättert in Streifen ab. Junge Zweige sind rötlich-grün und dicht behaart. Auffällig sind die glänzend roten bis olivfarbenen Knospenschuppen, die besonders im Frühling sichtbar werden. Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet, breit eiförmig, und haben eine scharf gesägte Blattrandstruktur. Die Blattunterseite ist meist heller als die Oberseite und dicht behaart.
1.2. Generative Merkmale
Die Sommerlinde blüht im Juni und ist damit die früheste Lindenart in Mitteleuropa. Ihre zwittrigen Blüten sind in kleinen Gruppen (meist drei bis vier Blüten) angeordnet und besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die Kelchblätter sind gelblich-grün, während die Kronblätter weißlich-gelblich sind. Die Blüten sind reich an Nektar und somit eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen. Die Früchte der Sommerlinde sind kugelförmig und dicht behaart, mit ausgeprägten Längsrippen.
2. Systematik
2.1. Taxonomie
Die Sommerlinde wurde 1772 von Giovanni Antonio Scopoli erstbeschrieben. Sie hat zahlreiche Synonyme und Unterarten, darunter die Tilia platyphyllos subsp. cordifolia (Herzblättrige Sommerlinde) und Tilia platyphyllos subsp. grandifolia (Großblättrige Sommerlinde).
2.2. Botanische Geschichte
Die Sommerlinde wurde schon in der Antike und im Mittelalter geschätzt. Verschiedene Autoren diskutieren bis heute die genaue Einordnung der Unterarten.
3. Vorkommen
Die Sommerlinde ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet, tritt jedoch relativ selten wild auf. Sie kommt in verschiedenen Ländern vor, darunter Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Frankreich. Die natürlichen Bestände sind in den letzten 2000 Jahren zurückgegangen, da sie häufig kultiviert wurde. Sie bevorzugt schuttreiche Hanglagen und ist in Schluchtwäldern und Hangschuttwäldern verbreitet. In den Alpen kann die Sommerlinde Höhen von bis zu 1790 Metern erreichen.
4. Ökologie
Linden können sehr alt werden, bis zu 1000 Jahre. Diese Langlebigkeit wird durch die Fähigkeit zur Selbstverjüngung ermöglicht, da sie Innenwurzeln ausbilden, die im Inneren des alten Stamms wachsen und den Baum von innen erneuern. Die Blätter der Sommerlinde sind eine Nahrungsquelle für die Raupen des Linden-Blütenspanners. Zudem ist sie eine wichtige Nektarpflanze für Bienen.
5. Nutzung
5.1. Forstwirtschaft
In der Forstwirtschaft spielt die Sommerlinde eine untergeordnete Rolle, wird aber aufgrund ihrer Austriebsfähigkeit und schnellen Wuchsrate als Unterholz in Mittelwäldern genutzt. Das Holz der Sommerlinde hat einen geringen Brennwert, wurde jedoch früher als Brennholz geschätzt.
5.2. Zierpflanze
Die Sommerlinde wird häufig als Park- und Alleebaum gepflanzt. Es gibt verschiedene Ausleseformen, die besonders für ihre dekorativen Eigenschaften geschätzt werden, wie Tilia platyphyllos ‚Aurea‘, die sich durch hellgrüne Triebe auszeichnet, oder Tilia platyphyllos ‚Laciniata‘, die durch tief eingeschnittene Blätter auffällt.
5.3. Imkerei
Die Blüten der Sommerlinde sind in der Imkerei wegen ihres hohen Zuckergehalts (bis zu 94 % Nektar) eine wertvolle Bienenweide. Der Honigertrag eines Baumes kann bis zu 0,8 kg pro Saison betragen.
5.4. Kulinarisch
Die jungen Blätter der Sommerlinde sind essbar und eignen sich aufgrund ihres milden Geschmacks gut für Salate.
5.5. Pflanzenheilkunde
In der Pflanzenheilkunde werden vor allem die Blüten der Sommerlinde verwendet. Sie gelten als schweißtreibend, beruhigend und entzündungshemmend und werden bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Lindenblütentee ist ein traditionelles Heilmittel bei Husten und Fieber.
5.6. Verwendung des Holzes
Das Holz der Sommerlinde wird vor allem in der Bildhauerei, Schnitzerei und Drechslerei verwendet. Berühmte Kunstwerke der Gotik, etwa von Tilman Riemenschneider, wurden aus Lindenholz gefertigt. Auch für moderne Schnitzereien wird Lindenholz geschätzt.
6. Kulturelle Bedeutung
6.1. Die Dorflinde, die Tanzlinde, die Gerichtslinde
Die Sommerlinde war in vielen Dörfern Mitteleuropas der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Unter ihr wurde Gericht gehalten, Feste gefeiert und wichtige Versammlungen abgehalten. Besonders bekannt sind die Tanzlinden, unter deren ausladenden Ästen ein Tanzboden errichtet wurde.
6.2. Die Linde in der Religion
In der germanischen Mythologie war die Linde der Göttin Freya geweiht, die als Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit verehrt wurde. Dies spiegelt sich auch in den symbolischen Bedeutungen der Linde wider.
6.3. Die Linde in der Symbolik
Die Linde steht symbolisch für eheliche Liebe, Gastfreundschaft und Bescheidenheit. Diese Symbolik ist stark durch Ovids Erzählung von Philemon und Baucis geprägt, die in der Mythologie nach ihrem Tod in eine Eiche und eine Linde verwandelt wurden.
6.4. Die Linde in der Literatur
In der deutschen Literatur wird die Linde häufig als Symbol für Heimat und Geborgenheit verwendet. Berühmte Schriftsteller wie Bettina von Arnim und Wilhelm Müller besangen den Baum in Gedichten und Briefen.
6.5. Die Linde in der Musik
Die Linde hat auch Eingang in die Musik gefunden, etwa in Wilhelm Müllers Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“, das durch die Vertonung von Franz Schubert berühmt wurde.
6.6. Die Linde in der Gastronomie
Der Name „Zur Linde“ ist der häufigste Gasthausname in Deutschland, was die große kulturelle Bedeutung dieses Baumes unterstreicht.
7. Bekannte Sommerlinden
Einige Sommerlinden in Deutschland und Europa sind als Naturdenkmäler bekannt. Dazu gehören die Allenspacher Hoflinde, die etwa 500 Jahre alt ist, sowie die Linde in Wiesenbach, die auf ein Alter von 800 Jahren geschätzt wird. Auch die tausendjährige Linde von Neuenstadt am Kocher und die Tanzlinde von Effeltrich gehören zu den berühmtesten Exemplaren.
8. Sonstiges
Die Sommerlinde ist ein vielseitiger Baum, der nicht nur ökologisch, sondern auch kulturell eine herausragende Rolle spielt. Sie ist ein Symbol für Beständigkeit und Lebensfreude und findet in vielen Bereichen des Lebens Anwendung.
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